Archiv der Kategorie: Diverse Autoren

Geschichten am Steiner Kirchenfest 2024

Samstag 22.6.2024
11:30 / 15:30 / 16:00
Kirche Stein AR

In Appenzell Ausserrhoden wird heuer das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation gefeiert. Unter dem munteren Motto «Dem Himmel so nah – Hereinspaziert!» gibt es Veranstaltungen im ganzen Kanton im und um den Kirchturm.

Aus Freude an meinen Geschichten-Abenden in Stein AR hat mich die Kirchgemeinde eingeladen, auch an diesem Fest Geschichten zu erzählen. Das tue ich gerne, mit einer besonderen Geschichtenauswahl:

11:30 – im Kirchturm-Zimmer

Jesus erzählt eine Räubergeschichte

aus der Bibel.

Ein Mann fragt Jesus: «Was muss ich tun, damit ich in den Himmel komme?» Jesus stellt ihm — schlagfertig — eine Gegenfrage: «Du kennst doch die Bibel! Was steht dort?» Der Mann sagt es ihm. Und Jesus sagt nur: «Tue das!» Aber der Mann ist nicht zufrieden. Er stellt eine noch schwierigere Frage. Da erzählt ihm Jesus eine spannende Geschichte von einem Raubüberfall . . . 

15:30 – im Chorraum der Kirche

Das Geburtstagsfest von Banja

nach der Geschichte von Rafik Schami: «Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm»

In dieser Geschichte merkt Laura, dass ihr Vater Angst vor Fremden hat, besonders vor Schwarzen Menschen. Lauras beste Freundin ist Banja. Deren Familie kommt aus Tansania. Nun hat Banja Geburtstag, und sie lädt Laura ein zu ihrem Fest. Da hat Laura ein Problem: Wie kann sie den Vater dazu bringen, dass er das erlaubt? Sie denkt sich eine List aus . . .

16:00 – im Chorraum der Kirche
für Erwachsene und Jugendliche:

Die drei Ringe

Die Ringparabel von Lessing, mit einem erzählten Blick auf ihre Geschichte.

250 Jahre nach Beginn der Reformation gab es einen Streit in der protestantischen Kirche darüber, wie man Religion verstehen soll: Allein aufgrund der Bibel, dem Wort Gottes, oder zunächst aufgrund der eigenen Erfahrungen und dem Nachdenken darüber? G.E.Lessing engagierte sich als Zeitschriftenredaktor in diesem Streit derart heftig, dass ihn sein Chef, der Herzog Carl, mit der Zensur belegte. Lessing aber gab nicht klein bei: Er schrieb innert vier Monaten ein dramatisches Gedicht mit dem Titel: «Nathan der Weise». Er dehnte das Thema aus und schrieb über ein gutes Zusammenleben von Christen und Muslimen und Juden ausgerechnet während der Kreuzzüge. Dabei verwendete er eine alte, berührende Geschichte, um zu zeigen, dass keine der Religionen von sich behaupten kann, dass sie besser wäre als andere: Die Geschichte von den drei Ringen.

 

Märchen im Figurentheater Herisau

Apfel

Samstag 20.4.2024, 14:30h–15:15h, Figurentheater Herisau (↗Karte)

Das Märchen vom stillen Prinz

Am «Märli-Festival im Figurentheater Herisau» (14.–28.4.2024) erzählt Wolfram Fischer, Geschichtenerzähler und Musiker aus St. Gallen, eines seiner Lieblingsmärchen. Erfunden hat es der kanadische Erzähler Dan Yashinsky. Er hat drei kurze Märchen in eine versponnene Rahmengeschichte von drei Nächten verwoben. Und in jeder Nacht haben die Zuhörer:innen ein Rätsel zu lösen.

Für alle, die gut und gerne zuhören:
Erwachsene und Kinder ab Primarschulalter.

Tickets:
Kinder Fr. 8.00
Erwachsene Fr. 10.00
Kulturlegi: Fr. 0.00


Literaturhinweise und Bildquelle:

  • Dan Yashinsky: The Silent Prince. In: Dan Yashinsky:
    Suddenly They Heard Footsteps. Storytelling for the
    Twenty-first Century, Mississippi 2006: S. 277-284.
  • Der Stille Prinz. In: Rätsellust und Liebeslist. Märchen
    zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet
    von Frau Wolle, Innsbruck 2000: S. 13-27.
  • https://svgsilh.com

Geschichtenabend mit Musik

Freitag 16.2.2024, 19:30h–21:00h, Pfarrhaussaal Stein AR

Geschichten voller Liebe

Beflügelt von der Liebe, getrieben von der Liebe, geborgen in der Liebe: Seit jeher treibt die Menschen das Geheimnis der Liebe um. Unzählige Gedichte, Geschichten und Märchen erzählen davon.

Im Rahmen der Abendanlässe der Kirchgemeinde Stein rund ums Thema «Liebe» erzählt der Geschichtenerzähler Wolfram Fischer unterhaltsame und hintersinnige Geschichten voller Liebe, untermalt und umrahmt mit Musik.

* * *

Erzählen werde ich folgende Geschichten und Märchen:

  • Auf zwei Wegen …
    Über ein unverhofftes Treffen von zwei jungen Menschen.
  • Das besprochene Wasser
    Eine russische Erzählung vom Streiten und Versöhnen.
  • Der stille Prinz
    Ein versponnenes Märchen mit drei Nächten und drei Liebesgeschichten.
  • Geteilte Weisheit
    Eine mongolische Geschichte von Khan Boulabek und der Liebe seiner Frau Darishma.

Gedichte:

  • Hohelied 7,12-13  (Altes Testament)
  • Wurzeln und Flügel  (Ernst Ferstl)
  • Rudern zwei  (Reiner Kunze)

Musik werde ich am Klavier spielen und an anderen Instrumenten, u. a. von Charles Chaplin, Wiliam Gillock, Joseph Kosma sowie eigene Stücke.


Literaturhinweise:

  • Auf zwei Wegen …: Orientalische Liebesgeschichte. In: Marlis Arnold: 3-Minuten-Märchen aus aller Welt, Ullmann 2001.
  • Frau Wolle: Das besprochene Wasser. Katholischer Familienverband Tirol, o.J.
  • Dan Yashinsky: The Silent Prince. In: Dan Yashinsky: Suddenly They Heard Footsteps. Storytelling for the Twenty-first Century, Mississippi 2006: S. 277-284.
  • Der Stille Prinz. In: Rätsellust und Liebeslist. Märchen zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet von Frau Wolle, Innsbruck 2000: S. 13-27.
  • Frau Wolle: Geteilte Weisheit. In: Honigherz und Seidenstern. Märchen zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet von Frau Wolle, Innsbruck 2003: S. 75-87.
  • Ernst Ferstl: Wurzeln und Flügel. In: Ernst Ferstl: Herznah. 2003.
  • Reiner Kunze: Rudern zwei. In: Reiner Kunze: Gespräch mit der Amsel. Fischer 1984.

Geschichten im Stadtpark (2023)

Sonntag, 17.9.2023, 15:00h, Stadtpark St. Gallen

Die Geschichte vom stillen Prinz

ST. GALLEN. Ich freue mich, dass ich von MOBILE, dem Freiluftparlament, wieder eingeladen worden bin, eine Geschichte beim Frauenpavillon im Stadtpark St. Gallen zu erzählen.

Ich habe eine meiner Lieblingsgeschichten ausgewählt: Die Geschichte vom stillen Prinz. Sie dauert etwa eine halbe Stunde.

Für diese Geschichte hat der kanadische Erzähler Dan Yashinsky drei Märchenmotive in eine versponnene Rahmengeschichte von drei Nächten verwoben. In jeder Nacht gibt es eine Geschichte. Und den Zuhörer:innen wird auch noch ein Rätsel gestellt.

Bild: Sich strecken, bevor es am Morgen beim König und der Königin weiter geht. [Foto: freiluftparlament.ch]
Auszug aus dem Rahmenprogramm von MOBILE:
• Ab 14:00 eritreischer Kaffee mit Rigbe.
• Fallschirm-Spiele 15:45-16:15 mit mir.
• Somalisches Essen vom Feuer ab 18:00.

Bild: Spiele mit dem Fallschirm. [Foto: freiluftparlament.ch]

Literaturhinweise:

  • Dan Yashinsky: The Silent Prince. In: tellery.com > videos.
  • Dan Yashinsky: Suddenly They Heard Footsteps. Storytelling for the Twenty-first Century, Mississippi 2006:
    S. 277-284.
  • Der Stille Prinz. In: Rätsellust und Liebeslist. Märchen
    zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet
    von Frau Wolle, Innsbruck 2000: S. 13-27.

Geschichten aus dem Orient



Freitag, 24.9.2021, 20:00h, Pfarrhaussaal Stein AR

Geschichten aus dem Orient
mit anatolischem Bettmümpfeli

Zu ihrem ersten Anlass in dieser Saison hat die Lesegesellschaft Stein AR den Geschichtenerzähler Wolfram Fischer von «ennet der Brücke» aus St. Gallen Haggen gewinnen können.

Angekündigt waren Geschichten aus dem Orient, Musik aus Kurdistan und Pausengebäck aus Anatolien. Sich darunter etwas Konkreteres vorzustellen, war nun allerdings nicht so einfach. Im Verlaufe des Abends wurde dann Einiges klarer und greifbarer:

Wolfram Fischer erzählte frei und sehr lebhaft Geschichten aus der Türkei und aus Turkestan, die er teils gelesen und teils gehört hatte. Mehr als einmal gab es etwas zum Lachen, dann wieder wurde es vor lauter Spannung oder auch Ergriffenheit ganz still im Pfarrhaussaal.

Er erzählte nicht nur tradierte Geschichten; er berichtete auch von den Erlebnissen, die er hatte, als er diesen Geschichten zum ersten Mal begegnete: Eine der Geschichten zum Beispiel hatte ihm der Musiker Refik Herekol bei den Proben zu den Geschichten von Nasredin Hodscha erzählt. Von diesem «weisen Narren» werden in vielen Ländern — von Afghanistan über die Türkei und Ägypten bis Marokko — unzählige Geschichten erzählt. Und wenn einer eine von diesen oft witzigen und hintersinnigen Kürzest-Geschichten erzählt, dann erzählt ein anderer bestimmt eine weitere . . . 

Eine andere Geschichte — die Geschichte von den drei Brüdern und dem Geheimnis — hatte er erst kürzlich unverhofft während eines kurdischen Abendessens gehört, von der Mutter seines Schwiegersohnes, die in diesem Sommer zum ersten Mal nach Europa gekommen war, um beim Hochzeitsfest ihres Sohnes dabei sein zu können.

Mit ihren Instrumenten, einem Saz (Bağlama: einer türkischen Laute), einem Def (Erbane: einem sehr grossen Tamburin) und am Schluss auch mit Gesang entführten die Musiker:innen Refik Herekol und Funda Gallatti die Zuhörer:innen in die Welt der kurdischen Volksmusik: Manchmal fröhlich und mitreissend, manchmal sehnsüchtig und wehmütig.

Und Aynur Ovayolu Yergin buk für diesen Abend feine pikante Perperoni-Brötchen und wunderbar luftige Pohatschas (Hefebrötchen gefüllt mit etwas türkischem Weisskäse).

Manche der Zuhörer:innen nutzten die Gelegenheit, mit ihr und den Musiker:innen während der Pause ins Gespräch zu kommen, über das Gebäck, über die Instrumente und auch über ihr Leben und ihre zeitweise sehr abenteuerlichen und bedrohten Lebenswege.

So konnte man sich an diesem Abend nicht nur von Geschichten aus einer fremden Welt packen lassen; man konnte sich auch von kurdischer Musik berühren und von unbekanntem feinem anatolischem Gebäck überraschen lassen. Und man konnte mit Menschen ins Gespräch kommen, mit denen man sonst möglicherweise kaum gesprochen hätte.


Eine Zuhörerin schrieb mir: «Deine innere Präsenz, deine lebendige Erzählweise, der gut gehaltene rote Faden und Spannungsbogen, der Augenkontakt zur Zuhörergruppe, dein Umgang mit Störungen, das Näherbringen von uns fremden Traditionen (ohne moralische Bewertung), die humorvolle Note, dein persönlicher Bezug zur einen Geschichte, das gelungene Einbinden der beiden Musiker und der Cateringfrau Aynur — du hast den Abend wunderbar gestaltet und uns damit reich beschenkt. Vielen DANK dafür! Edith K.»


Literaturhinweise, Bildquelle:

  • Orientalische Liebesgeschichte. Eine Geschichte aus Turkestan. Aus: Marlis Arnold: 3-Minuten-Märchen aus aller Welt, Ullmann 2001.
  • Von dem Vater und seinen sechs Töchern. Eine Geschichte aus der Türkei. Aus: Hannelore Marzi (Hrsg.): Orientalische Frauenmärchen, Krummwisch (Königsfurt-Urania), 2013: S. 51–61. Übersetzt und bearbeitet aus: Pertev Naili Boratav: Az Gittik Uz Gittik. Istanbul 1992.
  • Drei Nasredin-Geschichten: Nasrudin sucht eine Frau; das zu kleine Bett; hundert Goldstücke: Verschiedene schriftliche und mündliche Quellen.
  • Die drei Brüder und das Geheimnis: Diese kurdischen Geschichte hat uns Berfi K. am 1.9.2021 in St. Gallen erzählt.
  • de.wikipedia.org/wiki/Saz
  • de.wikipedia.org/wiki/Daf_(Musikinstrument)
  • Zweites Bild mit freundlicher Genehmigung von: anatolia-catering.ch

Advent 2019

Sonntag, 1.12.2019; 17:15h – 17:30h, Oberstrasse 281a, St. Gallen

Die Mutprobe

Eine Geschichte nach Heribert Haberhausen, zum Erzählen im Advent eingerichtet von Wolfram Fischer

ST. GALLEN. Das Glasfenster am Hauseingang ist mit einem grossen dunkelroten Tuch verdeckt. Immer mehr Kinder und Erwachsene versammeln sich. Dann – endlich – klingelt lange eine Glocke: Der Moment der Enthüllung des Adventsfensters der Geschwister Leni und Lukas ist gekommen! Und zum Vorschein kommt das Bild einer grossen, rot leuchtenden Christbaumkugel, umgeben von vier kleinen farbigen Kugel.

Lukas und sein Kollege tragen das dunkelrote Tuch weg, hinüber zur Geschichten-Ecke. Nun ist alles bereit, und kann ich beginnen mit der Geschichte von Ralf, der eine Mutprobe bestehen muss, damit er in die Gruppe von Stefan und Peter aufgenommen wird. Die Mutprobe widersteht ihm, denn er sollte dem alten Herrn Gradenecker in seinem Lädeli eine Schokolade stehlen. Doch er will nicht feige sein, und deshalb macht er es dann trotzdem.

Nun wird er in die Gruppe aufgenommen. Aber das, was er getan hat, plagt ihn. Am nächsten Tag geht er ins Lädeli und will Herrn Gradenecker einen Zweifränkler geben. Auf die erstaunte Frage von Herrn Gradenecker, was er denn dafür haben möchte, rückt er damit heraus, dass er die Schokolade schon gestern genommen habe, und dass es eine Mutprobe gewesen sei. Herr Gradenecker nimmt das Geld und schaut ihn an und sagt: «Die Mutprobe, die war heute.»


Literaturhinweis:

  • Nach Heribert Haberhausen: Bitterschokolode. In: Steinwede/Schupp [Hrsg.]: Abel steh auf. Geschichten zur Zivilcourage für junge Menschen ab 8. Lahr 2002: S. 52 f.

Schweizer Vorlesetag 2018

Mittwoch, 23.05.2018, 09:30h – 11:00h, Vereinslokal Wolfertswil

WOLFERTSWIL. Geschichten vorlesen? Oder Geschichten (frei) erzählen? – Unter Geschichtenerzählern ist das meist keine Frage: Gute frei erzählte Geschichten sind sehr packend und lebendig und erfüllen sowohl den Erähler wie auch die Zuhörer.

Am Schweizer Vorlesetag wurde klar, dass auch vorgelesene Geschichten sehr spannend und unterhaltsam sein können. Vorlesen, Erzählen oder Lesen: Das sind einfach unterschiedliche Arten, Geschichten zu erleben. Vorlesen hat gegenüber dem Erzählen den grossen Vorteil, dass es bei neuen Geschichten weniger Vorbereitung braucht. Es kann sogar sein, dass sich Vorleser und Zuhörer gemeinsam miteinander auf eine neue Geschichte einlassen.

Für den Vorlesetag aber haben wir uns natürlich schon gut vorbereitet: Wir haben das Vereinslokal gemütlich eingerichtet: mit einem Teppich, einer Stehlampe, einem Tischchen und einem bequemen Stuhl für den Erzähler. Wir haben die Texte zuhause geübt. Wir haben musikalische Zwischenspiele geübt. Und dann waren wir gespannt, wer uns zuhören kommen wird …

Zirkus

Mit fröhlicher Zirkusmusik – gespielt auf der Handorgel von Wolfram Fischer – begannen wir den ersten Teil für die kleinsten Gäste und ihre Eltern und Grosseltern. Nach der Musik öffnete die Märchenerzählerin Rita Ehrbar auf dem Erzählbilderbuchständer das Bilderbuch «Nicolo» von Verena Pavoni. Und wir liessen uns in die Zirkuswelt von Nicolo entführen. Er wünschte sich sehnlichst ein Pferd. Dafür ging er mit seiner Gitarre sogar Geld verdienen. Wir sangen mit ihm und waren gespannt, ob das Geld denn auch reichen würde. Nein, das tat es leider, leider nicht. Aber beim Pferdeverkäufer gab es ein neugieriges Eselchen, und dieses neckte Nicolo. Es wurde schliesslich sein Freund und durfte zu Nicolo in den Zirkus.

Glück

Nach Kuchen und Tee gab es im zweiten Teil für die Erwachsenen ganz verschiedene Geschichten, die wir unter das «Motto» Glück gestellt hatten.
Glück ist, wenn man in grosser Trauer getröstet wird. Mozart tröstete Éric-Emmanuel Schmitt in Form seines Klarinetten-Konzertes. Myrta Fischer-Schmitter las uns seine Erzählung aus «Mein Leben mit Mozart», und wir lauschten der warmen Musik von Mozart.
Glück ist, wenn man die Angst, die in einem Gerücht verbreitet wurde, mit einem einzigen Satz vertreiben kann, so wie der Hase im Märchen von der «Liste des Bären», welches Ursi Weishaupt für uns ausgewählt hatte und mit Humor vorlas.
Glück ist, wenn man zufrieden ist mit seinem Leben. So wie der Fischer, von dessen Erlebnis mit einem besserwisserischen studierten Touristen uns Ursi Weishaupt vorlesend berichtete.
Glück ist, wenn jemand gegen den eigenen Willen etwas tut, was einem Frieden bringt, so wie dies dem arbeitssuchenden Wanderer in der nordamerikanischen Geschichte von «den beiden Nachbarinnen» gelang, mit welcher Wolfram Fischer den Vormittag besinnlich-heiter abschloss.

Glück war auch, dass wir in kleiner Runde diesen Vormittag mit schönen Geschichten von verschiedenen VorleserInnen und mit den musikalischen Zwischenspielen von Wolfram Fischer an Klavier und Handorgel geniessen durften.
Danke der Bibliothek Degersheim, welche diesen Anlass in Degersheim und Wolfertswil organisiert hatte!


Literaturhinweise:

  • Verena Pavoni: Nicolo. Zürich (Atlantis) 1984, 32 S.
  • Éric-Emmanuel Schmitt: Mein Leben mit Mozart. Zürich (Ammann) 2005, 133 S.
  • Die Liste des Bären. In: Frau Wolle: König Lichterloh. Märchen und Geschichten von Krieg und Frieden, Streit und Vergebung, Zorn und Zärtlichkeit. Innsbruck (Tyrolia) 2016, 215 S.
  • Reichtum ist nicht alles. Erzählfassung von Andreas Schibilla.
  • Heinrich Böll, Émile Bravo: Der kluge Fischer. München (Hanser) 2014, 40 S. (Ungekürzte Fassung: Heinrich Böll: Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral. 1963.)
  • Die beiden Nachbarinnen. In: Frau Wolle: König Lichterloh. Märchen und Geschichten von Krieg und Frieden, Streit und Vergebung, Zorn und Zärtlichkeit. Innsbruck (Tyrolia) 2016, 215 S.

Ein magischer Abend zum Geburtstag

Hexentrum Sempach [sempach.ch]
Hexentrum Sempach [sempach.ch]
Oktober 2017, Sempach

Eine Hexe als Freundin?

Einen magischen Abend zum ihrem 30. Geburtstag: Das wünschte sich eine junge Frau. Zuerst dachte sie an einen Zauberer. Doch dann kontaktierte sie mich als Geschichtenerzähler. Nach einem eingehenden Gespräch stellte sich heraus: Das wird spezieller werden. Ungewohnt. Und nachhaltiger. Denn wir wählten eine kurze, humorvolle Liebesgeschichte nach der Vorspeise, eine zauberhafte Geschichte mit Publikumsbeteiligung nach dem Hauptgang, und vor dem Dessert ein Erzählcafé mit Erinnerungen der Gäste aus dem Leben mit der Jubilarin.

Gefeiert wurde im Sempacher Hexenturm: Ein toller Ort für Geschichten! Natürlich sollte an einem solchen Ort auch eine Hexe vorkommen. Und sie tauchte denn auch unvermittelt auf in der Geschichte von der mutigen Frau mit dem Spinnrad: Sie wagte sich an eine Aufgabe, bei der schon mehrere Dutzend kluger Männer ihre Köpfe verloren hatten. Sie stellte dabei die Frage, ob der liebende Mann seine Freundin heiraten solle, auch wenn er erfahren hat, dass sie eine Hexe ist: Ein Rätsel sowohl für die Geburtstagsgesellschaft als auch für die Helden und deren Mitläufer im Märchen vom stillen Prinz.

Im Erzählcafé schenkten die Gäste ihre Erinnerungen der ganzen Gästeschar: Ein lebhafte und äusserst persönliche Geschichte entstand, ein besonderes Geschenk an das Geburtstagskind. Kurze Musikstücke markierten den Wechsel von einem Lebensabschnitt zum nächsten. Abgerundet wurde diese gemeinsam erzählte Geschichte durch spontan beschriebene Wunschkärtchen aller, welche von der Geburtstäglerin dann als Puzzle zu einer „Stadt der guten Wünsche“ zusammen gesetzt wurden.


Literaturhinweise:

  • Orientalische Liebesgeschichte. In: Marlis Arnold: 3-Minuten Märchen aus aller Welt, Ullmann 2001.
  • Dan Yashinsky: The Silent Prince. In: tellery.com > videos.
  • Dan Yashinsky: Suddenly They Heard Footsteps. Storytelling for the Twenty-first Century, Mississippi 2006: S. 277-284.
  • Der Stille Prinz. In: Rätsellust und Liebeslist. Märchen zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet von Frau Wolle, Innsbruck 2000: S. 13-27.

Weihnachtsgeschichte 2016

24. Dezember 2016, 16:30h, Kirche Wolfertswil

Der Stern der Weihnachtsfähre

Eine Geschichte zum Lied: «En helle Stern inre tunkle Nacht» von Andrew Bond. Skript: Wolfram Fischer, inspiriert vom Bilderbuch: «Die Weihnachtsfähre» von Marbeth Reif und Sakari Nomura.

WOLFERTSWIL. Ein langes blaues Tuch als Fluss, ein Holzschiff, Platz für viele kleine Zuhörer im Chorraum neben der Weihnachtskrippe und für die grösseren Zuhörer in den vordersten Kirchenbänken, rechterhand eine Handvoll SchülerInnen mit ihren Musikinstrumenten, in der Mitte ein Stuhl aus Grossmutters Zeiten für den Erzähler: Vor dieser Kulisse führte Silvia Kessler vom Chinderfiir-Team durch die Familienweihnachtsfeier unseres Dorfes.

Die Geschichte, die dieses Jahr von Wolfram Fischer erzählt und von SchülerInnen musikalisch untermalt wurde, handelte von Tabea und ihrem Grossvater, einem Fährmann:

Eine Familie mit einem Baby bittet spät am Weihnachtsabend noch um eine Überfahrt ins Dorf. Als der Grossvater sie spontan noch zu einer stärkenden Suppe einlädt, kann Tabea die Augen kaum mehr vom kleinen Kind lassen: Genau so muss auch das Jesuskind ausgehen haben! Auf der anschliessenden Überfahrt entdeckt Tabea begeistert, dass ein heller Stern (der Weihnachtsstern!) mit ihnen fährt. Und dass er nach der Rückfahrt über ihrem Haus stehen bleibt, gerade wie es in ihrem Lieblings-Weihnachtslied vom Stern erhofft wird:

En helle Stern inre dunkle Nacht
hät de Mäntsche Hoffnig praacht.
Stern, staa still bi öisem Huus,
straal diis Liecht für ali uus.
Stern vo Betlehem,
schiin in Stall,
lüücht hüt znacht i öises Huus.
Straal, straal überall.

Miteinander singen Tabea und ihr Grossvater dann dieses Lied und feiern Weihnachten. Dazu erzählt der Grossvater Tabea die Weihnachtsgeschichte.


Literaturhinweise, Bildquelle:

  • Inspiriert von: «Die Weihnachtsfähre» von Marbeth Reif und Sakari Nomura, Neptun Verlag 1985.
  • Zum Lied: «En helle Stern» aus der «Mitsing*Wienacht» von Andrew Bond.

 

Rätselgeschichten zum Jubiläum

Roggen

August 2016, Lenggenwil

Auf der Suche nach dem Glück

Frauen feiern ihr Jubiläum: Seit zwanzig Jahren haben Mütter in Niederhelfenschwil und Umgebung kleine Kindergruppen allwöchtlich zuhause in ihrer eigenen Stube unterrichtet. Da haben sie den Kindern auch viele Geschichten vom Zusammenleben und von Gott erzählt.

Nun wurde ich eingeladen, an ihrer Jubiläumsfeier zwei kurze Geschichten zu erzählen.

Ich wählte zuerst die mongolische Geschichte von den Rätseln, mit denen sich Khan Boulabek und Darishma gegenseitig herausfordern. Boulabek stellt drei Rätsel. Im dritten fragt er: «Was ist der Abstand zwischen Lüge und Wahrheit?» Darishma kann auch dieses Rätsel lösen! Und stellt ihm ein Gegenrätsel: «Was ist das?: Es ist grösser als Gott. Es ist schlimmer als der Teufel. Die Armen haben es. Die Reichen brauchen es . . . » Boulabek verzweifelt fast und glaubt, die Lösung dieses Rätsel nicht finden zu können. Aber sie liebt ihn. Und es gelingt es ihr geschickt, auch diese selbst errichtete Hürde zu überspringen . . .  und ihr Glück zu finden.

In der zweiten Geschichte glückt dem einen Bauern alles, seinem Nachbarn aber nichts. Zum Glück erfährt er dann, dass er nicht einfach kein Glück hat, sondern dass sein Glück nur gerade am Schlafen ist. Zu seinem Glück und unserer Freude geht die Geschichte überraschend glücklich aus. Und gibt uns etwas zum Nachdenken auf den Weg.

Zwischen den beiden Geschichten war ich als Gesprächsleiter in einer der Kleingruppen engagiert, in denen wir einander von glücklichen Erlebnissen und stärkenden Erfahrungen in unserem eigenen Leben erzählten.


Literaturhinweise:

  • Frau Wolle: Khan Boulabek. In: Rätsellust und Liebeslist, Innsbruck 2000: S. 77-87.
  • Heinrich Dickerhoff, Harlinda Lox [Hrsg]: Zweimal Glück. In: Märchen für die Seele, Krummwisch (Königsfurt-Urania) 2012: 57 f. Quelle: [o.V.]: Ungarische Märchen [1926].