Archiv der Kategorie: mit Inhaltsangabe

Schweizer Vorlesetag 2025

Mittwoch, 21.05.2025, zwischen 15:00h und 16:00h:

ST. GALLEN. Jeden Mittwoch gibt es im Waldau-Quartier ab 14 Uhr einen Kindertreff für Kinder von 4 bis 12 Jahren. Zum Vorlesetag wird eine kleine Bühne eingerichtet. Mutige Kinder können am offenen Mikrofon eine Geschichte vortragen.

Für dieses Jahr habe ich die Geschichte von den Hühnern ausgewählt, die in ihrem Hühnerhof überraschend einem noch nie gesehenen Tier begegnen, einem Igel:  «Ein Huhn hinter einer Mauer» (von Jean-François Dumont).

Im Hühnerhof erscheint plötzlich ein Igel. Alle beäugen ihn. Da rollt er sich zusammen. Über Nacht verschwindet er: Wie ein Dieb! Alle sind verunsichert und misstrauisch. Da bleibt nur Eines, sagt der Hahn: Wir müssen reagieren! Wir müssen eine Schutz-Mauer bauen!

Alle beginnen begeistert zu bauen. Es dauert den ganzen Winter über. Schliesslich sind sie völlig erschöpft. Endlich wird die Einweihung gefeiert.

Und genau da erscheint der Igel. Er kommt unter dem Stroh hervor, wo er seinen Winterschlaf gemacht hatte. Weil man vergessen hatte, in der Mauer einen Ausgang zu machen, bleibt er vorerst da.

Der Hahn beginnt sogleich, ein Loch in die Mauer zu graben. Weil aber die Mauer so stark ist, dauert das über den Sommer bis in den Herbst. Hühner und Igel gewöhnen sich aneinander; und der Igel bleibt auf dem Hühnerhof.

 


Literaturhinweis und Bildquelle:

Schweizer Vorlesetag 2022

Mittwoch, 18.05.2022, zwischen 15:00h und 16:00h,
tiRumpel, Waldaupark St. Gallen

ST. GALLEN. Jeden Mittwoch gibt es im Waldau-Quartier ab 14 Uhr einen Kindertreff für Kinder von 4 bis 12 Jahren. Zum Vorlesetag wird eine kleine Bühne eingerichtet. Kinder haben Geschichten aufgeschrieben. Die mutigen können ihre Geschichte ab 15 Uhr am offenen Mikrofon vortragen.

Ich freue mich, dass auch ich eingeladen wurde, eine kurze Geschichte vorzulesen.

Foto: Kathrin Rieser

Als Geschichte habe ich eine spannende und lustige Räubergeschichte von Catharina Valckx ausgewählt: «Pfoten hoch!»

Weil die Bilder im Bilderbuch für die vielen Zuhörer:innen zu klein sind, hatte ich aus der Bibliothek Kamishibai-Bilder ausgeliehen und auf meiner «Erzählbilderbühne» gezeigt.

(Die Erzählbilderbühne geht so: Auf einem Notenständer befestige ich einen grossen Wellkarton, lege ein schwarzes Tuch darüber, stelle anschliessend die aufeinanderliegenden Bilder drauf und bedecke das Ganze nochmals mit einem schwarzen Tuch als Vorhang.)

Die Geschichte handelt von Billy, einem Hamster. Sein Vater ist ein berühmter Gangster. Er will, dass Billy auch ein Gangster wird. Aber weil Billy viel zu nett ist, muss er zuerst üben. Mit einem ungeladenen Revolver muss er die Tiere erschrecken und schreien: «Pfoten hoch!»

Doch die Tiere erschrecken nicht: Der Regenwurm hat keine Pfoten. Das Mausmädchen hat vier Pfoten. Der Hase blitzt nur vorbei. Weil er vom Fuchs gejagt wird!

Als der Fuchs den Regenwurm essen will, bedroht ihn Billy. In grosser Angst rennt der Fuchs schnell davon. Billys Vater ist stolz. Aber Billy sind die neuen Freunde wichtiger.


Literaturhinweis:
Catharina Valckx: Pfoten hoch! Moritz 2011.

Kinder erleben ihre Orgel

Samstag, 19.6.2021, 9:30h,
Kirche Stein AR
(weitere Daten bis 2024: s. unten)

Unsere Orgel erleben

STEIN. Heute ist es anders in der Kinder-Kirche Stein: Ich darf zu Gast sein bei den 19 (!) Kindern von der 4. Klasse bis zum Kindergarten.

Die Kinder sehen die Orgel immer, wenn sie hier feiern. Aber sie hören sie selten. Denn meist wird sie nur zu den Erwachsenen-Gottesdiensten gespielt. Deshalb sollen sie heute die Orgel erleben und etwas kennen lernen.

 
Eine fröhliche Kindergruppe sitzt nun vorne im geräumigen Chorraum, zwischen Orgel und Altar, im Kreis, auf Kissen auf dem Boden. Wir schauen auf diese schöne Steiner Orgel. Ich erzähle:

Eine Orgel ist ein besonderes Instrument. Man kann es nicht einpacken wie eine Flöte. Oder auf den Rücken nehmen wie ein Gitarre. Auch hat keines der Kinder eine Orgel bei sich zuhause. Oder schon? — Nein! Denn dafür genügt ein gewöhnliches Zimmer nicht. Es braucht einen grossen Raum. Und dieser ist auch wichtig, weil erst hier die Orgel so richtig schön tönt.

Wir singen ein paar Töne und lauschen dem Hall im Raum. Dann spiele ich ein festliches Stück auf der Orgel. Die Kinder schauen zu, was ich mache; sie schauen die Orgel an; sie hören die Musik.

Was habt ihr gehört? Was habt ihr gesehen? — Die goldene Verzierung. Dass manche Tasten sich von alleine bewegen. Dass ich auch mit den Füssen spiele …

Die Pfeifen sind wie Flöten, die auf dem Kopf stehen. Ich nehme eine Blockflöte hervor. Wie suchen nach den Unterschieden. Und realisieren, dass es bei der Orgel für jeden einzelnen Ton eine eigene Pfeife gibt! Das sind viele, sehr viele.

Wieviele wohl? 100, 1000, 10000? — 100; vielleicht 200, schätzen manche Kinder. — Es hat hier 1464 Pfeifen. Das habe ich mit dem Orgelbauer, der hier in Stein wohnt, berechnet. Die Kinder staunen. Wenn man die Orgel von der Seite anschaut, sieht man, wieviel Platz sie brauchen.

Die Kinder wollen diese Pfeifen auch hören: Die tiefsten Töne! — «Das tönt wie ein Donnergrollen!» — Und nun die höchsten! — «Wie Vogelgezwitscher» — Die lautesten? — Man muss sich ja fast die Ohren zuhalten. — Die leisesten. — «Ein Kuckuck?»

Ja, diese leisen Töne gefallen mir auch so gut. Und ich lasse verschiedene Flötenstimmen ein zweistimmiges Menuett tanzen. Die Kinder sind ganz still.

Wir hören weitere Klänge, z. B. wie Trompeten miteinander plaudern können. Wir erfahren, dass die grösste Pfeife hier — eine «8-Fuss»-Pfeife — 2.4 m hoch ist. Und dass es einen Trick gibt, eine Flötenpfeife tiefer zu machen, ohne sie länger zu machen. Ich spiele den tiefsten Ton auf meiner Blockflöte. Aber es gibt noch einen tieferen: Wenn man nämlich das letzte Loch auch noch schliesst, unten an der Flöte. Aber dazu muss mir ein Kind helfen. — Erstaunte Gesichter!

Die Orgelpfeifen sind der Grösse nach aufgestellt. Das machen nun auch die Kinder. Dann spiele ich den tiefsten Ton der Pfeifen, die man sieht. Er kommt von ganz links. Dann spiele ich den zweit-tiefsten Ton. — Der kommt ja von rechts! — Also muss das zweite Kinder auf die andere Seite stehen. Usw. Am Schluss stehen die Kinder nach der Grösse geordnet ähnlich vor der Orgel wie die Pfeifen oben auf der Orgel.

In einem weiteren Teil darf jedes Kind selbst fünf Töne auf der Orgel spielen. «Laut oder leise?», frage ich. Manche wollen die lautesten Töne spielen, manche ganz leise. Und ich habe eine grosse Arbeit, alle Register zu ziehen oder wieder hineinzustossen. Den Kindern macht es Spass. Und konzentriert klettert jedes Kind auf die Orgelbank, spielt seine fünf Töne und kommt wieder herunter.

Und wieso gibt es überhaupt eine Orgel in der Kirche? «Wenn man in die Kirche geht», flüstere ich — und alle hören mucksmäuschenstill und sehr aufmerksam zu –, «dann ist man leise. Man redet nicht. Man will hier Beten. Spüren, dass Gott bei uns ist. Und Gott auch sagen, dass man sich über ihn freut.»

Deshalb singen wir dann zum Schluss auch noch ein frohes Lied. Aber die Kinder singen zuerst sehr leise. Ich breche nach zwei Takten ab: «Ihr musst lauter singen, sonst höre ich euch nicht.» Und da singen sie kräftig, so kräftig, dass ich noch ein weiteres Register ziehen kann. Und es wird ein fröhlicher Lobgesang, der die Kirche erfüllt.

Nach dem Segensgebet der Leiterin springen die Kinder nach draussen, denn sie wollen — wie versprochen — mit dem Seil, mit dem wir die Grösse der Pfeifen abgemessen haben, noch Seilspringen …


Orgel-Erlebnis-Stunden:

  • Kuhn-Orgel in Stein AR (1985: II/P/20):
    • 04.11.2024 (Orgel erleben RU 2. Klasse)
    • 28.10.2024 (Orgel erleben RU 2. Klasse)
    • 13.11.2023 (Schulfeier RU 2. Klasse)
    • 06.11.2023 (Schulfeier RU 2. Klasse)
    • 30.03.2023 (Schulfeier RU 2. Klasse)
    • 19.06.2021 (Kinderkirche Stein)

  • Kuhn-Orgel in Degersheim (1996: III/P/35):
      • 18.05.2014 (Kirchenjubiläum),
      • 12.01.2008 (Schüler:innen Unterstufe),
      • 12.08.2007 (Esperanto-Klubo Wil),
      • 06.03.2007 (Schüler:innen Unterstufe)

  • Späth-Orgel in Wolfertswil (1960: II/P/14):
    • 18.03.2012 (Chinderfiir).

Informationen zur Orgel von Stein AR:

  • Beschreibung der Orgel von Stein von der Orgelbaufirma Kuhn AG (1985: II/P/20).
  • Hansjörg Gerig: Die Geschichte der Orgeln in der Kirche Stein AR, 2010.
  • St. Galler Orgelfreunde: Bulletins > 2010 Jahrgang 28:
    • Matthias Hugentobler: Zur Stimmung und Intonation der Orgelpfeifen: S. 4–8.
    • Hansjörg Gerig: Zur Orgel in der Kirche Stein AR, II/P, 20 (Kuhn 1985) : S. 9–28.

 

Der Frühling kommt

Brif Bruf Braf


Sonntag, 28.2.2021, gegen Abend, Oberstrasse 281a, St. Gallen

Brif, bruf, braf

Eine Geschichte nach Gianni Rodari

ST. GALLEN. Bei Hochnebel sind meine Frau und ich am Vormittag aufgebrochen und ins Appenzellerland hinüber gewandert; am Nachmittag begleiteten uns die freundlich wärmende Sonne und der blaue Frühlingshimmel wieder nach Hause.
In unserer Siedlung sind Kinder am Spielen. Wir kommen ins Gespräch. Wir überlegen miteinander, wie man aus vier Strängen einen schönen Zopf für ein Armbändeli machen kann. N. hat eine Idee. Wir probieren es sofort aus. Und es geht!
D. kommt hinzu. Er schaut, was wir machen. Dann: «Haben Sie eine Geschichte?» «Ja», sagte ich, «und du, hast du auch eine Geschichte?» «Ja!», sagt er. — «Erzähle!» — Und D. erzählt uns einen übermütigen Witz.
«Weisst du auch, worauf es ankommt, ob eine schwarze Katze Unglück bringt oder nicht?», frage ich. — Verschiedene Antworten kommen aus der kleinen Kinderrunde. — «Es kommt darauf an, ob sie einem Menschen oder einer Maus begegnet.»

«Und was ist nun mit der Geschichte?», hakt D. nach. «Gut. — Eine Geschichte von zwei Kindern: Es waren einmal zwei Kinder, die spielten draussen miteinander. Sie wollten eine Geheimsprache erfinden. Damit niemand sie verstehen konnte.
Auf dem Balkon goss eine Frau ihre Blumen.» Ich schaue nach oben, zum Balkon.
«Auf dem nächsten Balkon sass ein Mann und las die Zeitung.» Ich schaue zum zweiten Balkon.
«‹Brif braf›, sagte das eine Kind. ‹Braf brof›, sagte das andere. Und sie mussten laut lachen, so lustig war das.»
Die Kinder lachen auch.
Und dann ich erzähle weiter: Von der Frau, auf dem Balkon, welche die Kinder nicht versteht und sie deshalb dumm findet. Und vom netten Mann auf dem Balkon daneben, welcher der Frau erklärt, was die Kinder soeben gesagt haben, nämlich: ‹Heute ist ein super Tag!› und ‹Morgen wird es noch schöner!›.
Und so geht es weiter, hin und her. Bis zum überraschendem Schluss, als der nette Mann die mürrische Frau freundlich und witzig mit nur drei Worten daran erinnert, wie schön doch das Leben ist. –

«Machen wir jetzt noch ein Spiel?» – «Ja!» – «Ich will das Drachenspiel machen.» Ich schaue im Rucksack: Ja, da gibt es einen Fetzen! Und schon verteidigt ihn der Drachen gegen die Diebe. Lachen. Springen. Fangen. Sich Freuen. Und es bleibt nicht bei diesem einen Spiel . . .  Doch dann, später, ruft eine Mutter zum Nachtessen, und eine zweite auch. Und der Himmel beginnt rotblau einzuschlummern. Zufrieden und müde gehen auch wir nach Hause . . .  —

Wieder draussen sein, wandern, grossen Leuten und Kindern begegnen, mit einer kleinen Geschichte und ein paar Spielen den Alltag auffrischen: Ein schöner neuer Anfang in Erwartung des Frühlings.


Literaturhinweis und Bildquelle:

Advent 2019

Sonntag, 1.12.2019; 17:15h – 17:30h, Oberstrasse 281a, St. Gallen

Die Mutprobe

Eine Geschichte nach Heribert Haberhausen, zum Erzählen im Advent eingerichtet von Wolfram Fischer

ST. GALLEN. Das Glasfenster am Hauseingang ist mit einem grossen dunkelroten Tuch verdeckt. Immer mehr Kinder und Erwachsene versammeln sich. Dann – endlich – klingelt lange eine Glocke: Der Moment der Enthüllung des Adventsfensters der Geschwister Leni und Lukas ist gekommen! Und zum Vorschein kommt das Bild einer grossen, rot leuchtenden Christbaumkugel, umgeben von vier kleinen farbigen Kugel.

Lukas und sein Kollege tragen das dunkelrote Tuch weg, hinüber zur Geschichten-Ecke. Nun ist alles bereit, und kann ich beginnen mit der Geschichte von Ralf, der eine Mutprobe bestehen muss, damit er in die Gruppe von Stefan und Peter aufgenommen wird. Die Mutprobe widersteht ihm, denn er sollte dem alten Herrn Gradenecker in seinem Lädeli eine Schokolade stehlen. Doch er will nicht feige sein, und deshalb macht er es dann trotzdem.

Nun wird er in die Gruppe aufgenommen. Aber das, was er getan hat, plagt ihn. Am nächsten Tag geht er ins Lädeli und will Herrn Gradenecker einen Zweifränkler geben. Auf die erstaunte Frage von Herrn Gradenecker, was er denn dafür haben möchte, rückt er damit heraus, dass er die Schokolade schon gestern genommen habe, und dass es eine Mutprobe gewesen sei. Herr Gradenecker nimmt das Geld und schaut ihn an und sagt: «Die Mutprobe, die war heute.»


Literaturhinweis:

  • Nach Heribert Haberhausen: Bitterschokolode. In: Steinwede/Schupp [Hrsg.]: Abel steh auf. Geschichten zur Zivilcourage für junge Menschen ab 8. Lahr 2002: S. 52 f.

Kindergeburtstagsfest 2017

Januar 2017, St. Gallen

«Krieg den Vögeln!»

Am diesjährigen kurdischen Kindergeburtstagsfest erzählte ich die Geschichte von der Maus Nicolas nach Leo Lionni:

Die Mäuse sind wütend, weil die Vögel die feinen roten Beeren bereits vor ihnen gepflückt haben. Nicolas ärgert sich: «Das ist gemein. – Zum Teufeln mit den Vögeln!»
Dann geht Nicolas allein auf die Suche nach einem Beerenbusch mit den süssesten und reifsten Beeren. Doch unterwegs wird er von einem grossen, hässlichen Vogel gepackt und in die Luft entführt. Er zappelt und wehrt sich, bis ihn der grosse Vogel nicht mehr halten kann.
Zum Glück fällt er nicht auf den Boden, sondern gerade in ein Nest mit drei kleinen Vögeln. Diese staunen über seine Geschichte und wollen ihn bei sich behalten. Die Mutter ist einverstanden. Und sie füttert ihn mit seiner Lieblingsspeise: Mit süssen roten Beeren.

Doch eines Tages erwacht er allein im Nest, mit einem Haufen roter Beeren. Nachdem er diese gegessen hat, entscheidet er sich, auch zu gehen.
Auf dem Nachhause-Weg trifft er seine Kollegen und erzählt ihnen seine abenteuerliche Geschichte. Als er vom grossen Vogel erzählt, beginnen sie sofort wie wild zu rufen: «Krieg den Vögeln!» Es gelingt Nicolas kaum weiter zu erzählen.
Als er zum Ende kommt, fliegen auf einmal vier Vögel daher und bringen allen feine rote Beeren. Der alte Raymond sagt: «Seht ihr, wegen eines bösen Vogels sind nicht gleich alle böse.»


Literaturhinweis, Bildquelle:

  • Leo Lionni: Nicolas, wo warst du?, 1987 (Neuauflage: Beltz 2017)

Weihnachtsgeschichte 2016

24. Dezember 2016, 16:30h, Kirche Wolfertswil

Der Stern der Weihnachtsfähre

Eine Geschichte zum Lied: «En helle Stern inre tunkle Nacht» von Andrew Bond. Skript: Wolfram Fischer, inspiriert vom Bilderbuch: «Die Weihnachtsfähre» von Marbeth Reif und Sakari Nomura.

WOLFERTSWIL. Ein langes blaues Tuch als Fluss, ein Holzschiff, Platz für viele kleine Zuhörer im Chorraum neben der Weihnachtskrippe und für die grösseren Zuhörer in den vordersten Kirchenbänken, rechterhand eine Handvoll SchülerInnen mit ihren Musikinstrumenten, in der Mitte ein Stuhl aus Grossmutters Zeiten für den Erzähler: Vor dieser Kulisse führte Silvia Kessler vom Chinderfiir-Team durch die Familienweihnachtsfeier unseres Dorfes.

Die Geschichte, die dieses Jahr von Wolfram Fischer erzählt und von SchülerInnen musikalisch untermalt wurde, handelte von Tabea und ihrem Grossvater, einem Fährmann:

Eine Familie mit einem Baby bittet spät am Weihnachtsabend noch um eine Überfahrt ins Dorf. Als der Grossvater sie spontan noch zu einer stärkenden Suppe einlädt, kann Tabea die Augen kaum mehr vom kleinen Kind lassen: Genau so muss auch das Jesuskind ausgehen haben! Auf der anschliessenden Überfahrt entdeckt Tabea begeistert, dass ein heller Stern (der Weihnachtsstern!) mit ihnen fährt. Und dass er nach der Rückfahrt über ihrem Haus stehen bleibt, gerade wie es in ihrem Lieblings-Weihnachtslied vom Stern erhofft wird:

En helle Stern inre dunkle Nacht
hät de Mäntsche Hoffnig praacht.
Stern, staa still bi öisem Huus,
straal diis Liecht für ali uus.
Stern vo Betlehem,
schiin in Stall,
lüücht hüt znacht i öises Huus.
Straal, straal überall.

Miteinander singen Tabea und ihr Grossvater dann dieses Lied und feiern Weihnachten. Dazu erzählt der Grossvater Tabea die Weihnachtsgeschichte.


Literaturhinweise, Bildquelle:

  • Inspiriert von: «Die Weihnachtsfähre» von Marbeth Reif und Sakari Nomura, Neptun Verlag 1985.
  • Zum Lied: «En helle Stern» aus der «Mitsing*Wienacht» von Andrew Bond.

 

Kurdischer Kindergeburtstag

Geschichten von Kleinen und Grossen

Januar 2015, St. Gallen

ST. GALLEN. Die Wohnung wird immer enger, die Stimmung immer lebhafter: Sechszehn Kinder sind eingeladen für das Geburtstagsfest der drei kurdischen Geschwister, die alle im Januar geboren sind.

Sie spielen, dann gibt es Kuchen mit Kerzen zum Ausblasen, und dann beginnen die Geschichten.

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Währenddem ich die erste Geschichte von der blöden Ziege und der dummen Gans (nach Isabel Abedi) erzähle, spielen die älteren beiden Mädchen mit: Sie streiten sich als Ziege und Gans. Sie laufen wütend weg und schwören sich, nie, aber auch gar nie mehr mit der nervigen Freundin zu spielen! Aber allein im Zimmer zu sein, wird doch sehr langweilig. Beide gehen wieder nach draussen und … versöhnen sich.

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Nach einer kurzen Pause sind alle gespannt auf die zweite Geschichte, die Geschichte vom grossen und vom kleinen Riesen (nach Max Bolliger: Das Riesenfest). Der kleine Riese will unbedingt auch ans Riesenfest, aber auf dem Weg dorthin kann er mit dem grossen Riesen kaum mithalten. Am Riesenfest wagt sich der kleine Riese, auch am Wettbewerb  mitzumachen. Als grössten Bissen schluckt er einen Apfelkern. Und steckt einen zweiten Kern in die Erde.
Erst als die anderen sehen, dass daraus übers Jahr ein Bäumchen gewachsen ist, erkennen sie, dass der kleine Riese den Wettbewerb gewonnen hat und wählen ihn zum König, nicht nur für einen Tag, sondern für ein ganzes Jahr.

Das Geburtstagsfest klingt aus mit Kreisspielen, zu denen ich die aufgeweckten und spielfreudigen Kinder einlade.


Literaturhinweise, Bildquellen:

  • Isabel Abedi, Silvio Neuendorf (Ill.): Blöde Ziege — Dumme Gans. Alle Bilderbuchgeschichten. Ars Edition 2009, 115 S., ISBN 978-3-7607-2985-5.
  • Max Bolliger, Monika Laimgruber (Ill.): Das Riesenfest. Nord-Süd 1997.
  • Max Bolliger, Nele Palmtag (Ill.): Das Riesenfest. Atlantis 2015, 32 S., ISBN 978-3-7152-0691-2.

Musik-Theater-Tage 2014

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6. bis 8. August 2014, Schulhaus Steinegg, Degersheim

Der wunderbare Baum

Nach einer Geschichte von John Kilaka

DEGERSHEIM. Dreizehn Kinder haben in der letzten Sommerferienwoche während drei Tagen geprobt, gebastelt und gestaltet, musiziert und gesungen. Die Leitung haben sich vier Erwachsene aufgeteilt. Unterstützt wurden sie von drei jugendlichen Helferinnen. Und eine Köchin sorgte mit feinen türkischen Mittagessen und erfrischenden Zwischenmahlzeiten dafür, dass die gute Laune nicht verloren ging.

Am Freitag-Abend dann war die Aufführung. Es kamen Eltern, Freunde und Interessierte aus dem Dorf, im Ganzen über fünfzig Leute.
Gespielt wurde die afrikanische Tierfabel vom wunderbaren Baum. Wolfram Fischer hat sie nach dem Bilderbuch von John Kilaka in ein Theaterstück übertragen und acht Lieder in «afrikanischem Stil» dazu komponiert, zwei davon mit einem Text in Kisuaheli.

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Inhalt (Theaterfassung)
Die Tiere haben es gut miteinander, doch dann bleibt der Regen aus. Das Land vertrocknet, und die Tiere hungern. Die Häsin entdeckt einen Baum mit feinen Früchten. Doch sie hängen zu hoch oben. Auch der starke Elefant und die grosse Giraffe können sie nicht herunter holen.

Da hat die Häsin eine Idee: Die weise Medizinfrau könnte vielleicht helfen. Die Kleinen finden diese Idee super. Der Löwe aber traut das der Häsin nicht zu: Sie sei viel zu klein; die Grossen sollen das machen.

Er schickt zuerst den Elefanten mit dem Büffel, dann die Giraffe mit dem Zebra und dem Nashorn. Die weise Frau sagt ihnen, dass sie den Baum nur mit seinem Namen nennen müssten: Ntungulu mengenye, dann würde er seine Früchte hergeben. Doch der Elefant stolpert, die Giraffe findet etwas Essbares. Und dabei vergessen sie den Namen des Baumes! Schliesslich geht der Löwe selbst, zusammen mit dem Leopard. Doch auch er lässt sich ablenken, und auch sie kommen ohne Namen zurück.

Die kleinen Tiere verlangen, dass nun endlich die Häsin geschickt wird. Sie geht. Und sie kann den Namen des Baumes behalten. Wie sie ihn sagt, lässt der Baum seine Früchte fallen, und es gibt ein grosses Fest.


Literaturhinweis:
John Kilaka: Der wunderbare Baum. Ein Bilderbuch aus Tansania. Baobab 2009, 32 S., ISBN 978-3-905804-30-0.