Archiv der Kategorie: Berichte

Geschichten-Nachmittag in der Bibliothek

Warten bis die Lichter gelóscht werden und die Geschichte beginnt ...
Warten bis die Lichter gelóscht werden und die Geschichte beginnt … [Foto: Eliane Locher]

Vom Landstreicher – in der Bibliothek

DEGERSHEIM. Am Mittwoch-Nachmittag vor den Weihnachtsferien gab es in der Bibliothek Degersheim für einmal nicht nur Bücher zum Ausleihen, sondern auch eine Geschichte zum Anhören, frei erzählt und mit improvisierter Musik untermalt von Wolfram Fischer.

Über fünfzig Augenpaare von Kindern und Erwachsenen schauten gespannt zu, als der Geschichtenerzähler unter dem Licht einer Ständerlampe zuerst stumm ein Geschenk auspackte, ein kleines Tasten-Instrument hervorholte, auf die Knie legte und eine nordische Melodie ertönen liess. Und dann von den drei Kindern aus der Geschichte von Astrid Lindgren zu erzählen begann, die am Sonntag vor Weihnachten alleine zuhause bleiben mussten, weil Vater und Mutter – ausgerechnet aus diesem Tag! – mit dem Pferdeschlitten ins Dorf zu einer Beerdigung fahren mussten. Und wie sie niemand hereinlassen durften, und dann doch aus Versehen ein Landstreicher herein kam, ein Landstreicher, der wunderbare Scherenschnittsterne basteln konnte, Karamellbonbons aus Ohren heraus zaubern und dank einer geheimen Erfindung tatsächlich auch mit dem Bruder aus Amerika telefonieren konnte, in einer Zeit, da es noch keine Mobiltelefone gab, dafür aber einen selbst erfundenen Apparat im Bauch, der viel spannender anzuhören war . . .

Natürlich wollten anschliessend an diese aufregende und lustige – aber auch etwas traurige – Geschichte viele Kinder auch noch selbst ausprobieren, wie man besonders schöne Scheren­schnitt­sterne basteln konnte. Die Bibliothekarinnen halfen mit, servierten etwas zu Trinken und boten etwas Kleines zum Essen an. Und natürlich fehlten auch Karamellbonbons nicht.

Nicht nur der schöne Weihnachtsabend in der Geschichte ging viel zu schnell vorüber. Auch in der Bibliothek musste nach eineinhalb Stunden wieder Platz gemacht werden für die Leseratten, die neue Bücher holen wollten. Aber heute nahm manches Kind neben seinen Büchern auch noch einen wunderbaren Scherenschnittstern auf einem weissen Blatt mit nach Hause.

(wf)


Zeitungsbericht:

Literaturhinweis:

Geschichtenabend mit Hausmusik

Schweigen ist Silber, Liebe ist Gold

Dorf·Feier·Abend mit frei erzählten
Geschichten und Märchen für Erwachsene

Mittwoch, 11. November 2015, 20:00h, Steigstrasse 12, Wolfertswil
Sonntag, 22. November 2015, 16:30h, Steigstrasse 12, Wolfertswil

Eine Liebe kann durch Reden gewonnen oder verloren werden, ebenso durch Schweigen. —

Wir laden ein, den unterhaltsamen und hintersinnigen Geschichten des Geschichtenerzählers Wolfram Fischer zu lauschen. Dazwischen gibt es Tee und märchenhafte Hausmusik am Flügel.

Geschichtenmenu

Gruss aus der Geschichtenküche
Orientalische Liebesgeschichte

Vorspeise
Der stille Prinz

Drei kurze Geschichten, delikat angerichtet in einer versponnenen Rahmengeschichte aus Kanada

Hauptgang
Jussuf träumt einen Traum

Eine traumhaft-üppige Geschichte aus der orientalischen Geschichtenschatzkammer

Dessert
Die blaue Rose

Eine luftig-humorvolle Geschichte mit Rosenblätterduft aus China


Musikalische Umrahmung
Klaviermusik von Francis Poulenc, Jean Sibelius, Claude Debussy, Wolfram Fischer, Cécile Chaminade.

Tee und Bettmümpfeli
Fahima Sayman und Myrta Fischer werden uns mit afghanischem und schweizerischem Tee verwöhnen. Und als Bettmümpfeli gibt es eine afghanische Spezialität.


Bitte melden Sie sich an bei:
oder.
Anstelle eines Eintrittes bitten wir um einen Beitrag an die Kollekte.


BERICHT

Der Wolfertswiler Dorf·Feier·Abend von letzter Woche fand in einem neuen Format statt: Wolfram und Myrta Fischer luden zusammen mit Fahima Sayman in ihrer zum «Raum für Geschichten» umfunktionierten Stube ein, Märchen und Geschichten, Klaviermusik und Tee zu geniessen.

«Ich erzähle heute nicht nur vier Geschichten mit Worten», erklärte der in einem traditionellen türkischen Gilet auftretende Geschichtenerzähler Wolfram Fischer zu Beginn. «Die Stücke, die ich am Flügel spiele, sind für mich ebenfalls Geschichten: Musikalische Geschichten von Gefühlen und Stimmungen.»
Nebst märchenhaften Stücken von Poulenc, Debussy und Sibelius sowie zwei Eigenkompositionen war die Barcarolle von Cécile Chaminade eine besondere Kostbarkeit: Sie stammte aus der Hand einer Frau, die unter vielen Männern um die vorletzte Jahrhundertwende komponierte.

In der als «Vorspeise» erzählten Geschichte vom stillen Prinzen war es auch eine Frau, eine schweigende Frau, der es nach vielen vergeblichen Versuchen von redenden Männern gelang, den Prinzen zum Reden zu verführen. Dieses Märchen hat Dan Yashinsky, ein kanadischer Märchenerzähler neu gedichtet. Er verwob dabei Versatzstücke aus bekannten Märchen derart geschickt, dass eine Zuhörerin anschliessend fasziniert fragte, ob das Geschichten aus tausendundeiner Nacht gewesen seien.

Als «Hauptgang» genossen die Zuhörer die Geschichte vom armen Fischer, der trotz allem ein reiches Leben hatte, denn die Nächte verbrachte er in seinen Träumen als reicher Kaufmann in Bagdad. Sein Problem war, wie er das Gold aus der Welt des Traumes in die Welt des Tages bringen konnte. Während ihm das überraschenderweise, aber auf gut nachvollziehbare Weise gelang, wurde sein zweites Problem zur Herausforderung seines Lebens: Im Traum verliebte er sich in «Frau Traum». Natürlich wollte er auch sie unbedingt in die reale Welt hinüber bringen . . .

Zum «Dessert» gab es die Geschichte von der Prinzessin, die verlangte, dass der Mann, der sie heiraten wolle, ihr eine blaue Rose bringen müsse. Das sagte sie aber nur, um ihren ewig drängenden Vater ruhig zu stellen. Eigentlich wollte sie gar keinen Mann heiraten. Und zu ihrer Zufriedenheit konnte ihr auch kein Mann eine richtige, lebendige blaue Rose bringen. Als sie sich dann aber unerwarteterweise doch verliebte, wurde diese Forderung zu ihrem Problem. Die Zuhörer_innen staunten und schmunzelten über die Art und Weise, wie es ihr und ihrem Geliebten schliesslich gelang, dieses «hausgemachte» Problem zu lösen.

Wolfram Fischer erzählte nicht auswendig, wie er im Gespräch betonte, sondern frei. «Ich erzähle, als ob ich von etwas Erlebtem erzählen würde, mit meinen eigenen Worten, für die Zuhörer, die gerade jetzt da sind.» Dies tat er mit einer packenden Präsenz.
Und nach den Geschichten spannten die musikalischen Intermezzi einen wohltuenden Raum auf, dem Erlebten nachzusinnen.
Ganz zur Stimmung passend servierten Fahima Sayman und Myrta Fischer in afghanischen Festkleidern in der Pause Grüntee und feines afghanisches Gebäck.

(wf)


Zeitungsbericht:

Literaturhinweise:

  • Orientalische Liebesgeschichte. In: Marlis Arnold: 3-Minuten Märchen aus aller Welt, Ullmann 2001.
  • Dan Yashinsky: The Silent Prince. In: tellery.com > videos.
  • Dan Yashinsky: Suddenly They Heard Footsteps. Storytelling for the Twenty-first Century, Mississippi 2006: S. 277-284.
  • Der Stille Prinz. In: Rätsellust und Liebeslist. Märchen zum Vor- und Nach-Lesen gesammelt und bearbeitet von Frau Wolle, Innsbruck 2000: S. 13-27.
  • Die Geschichte vom Mann, der einen Traum träumte. In: Johannes Merkel: Eine von tausend Nächten, München 1987. Nach: G. Campbell: The Story of the Man who Dreamt a Dream. In: Told in the Marketplace, London 1954: S. 161-168.
  • Jussef und Traum. In: Augenblick und Ohrenglück. Märchen zum Vor- und Nach-Lesen, gesammelt und bearbeitet von Frau Wolle, Innsbruck 2010: S. 76-91. Nach: G. Campbell: The Story of the Man who Dreamt a Dream. In: Told in the Marketplace, London 1954: S. 161-168.
  • Die blaue Rose. Märchen aus China, nacherzählt von Gideon Horowitz.

Märchenhafte Frauen

10. Februar 2015, Restaurant Löwen, Wolfertswil

Frauen-Märchen-Abend

WOLFERTSWIL. Über sechzig Frauen sind zur Hauptversammlung der Frauengemeinschaft Wolfertswil-Magdenau gekommen! Viele davon haben sich zum Motto «Wir träumen von märchenhaften Frauen» als Märchengestalten verkleidet: Als Schneewittchen und Zwerge, als Langschläfer, als Rotkäppchen, Jäger und Grossmütter – und zur Freude aller konnten auch noch einige echte Grossmütter entdeckt werden …

Die Märchenerzählerin Rita Ehrbar und der Geschichtenerzähler Wolfram Fischer sind eingeladen worden, an diesem Abend Märchen zu erzählen. Zusammen tragen sie eine Truhe mit wertvollen Dingen herein. Im Laufe des Abends werden verschiedene Dinge aus dieser Truhe geholt.

  • Zum Schlüssel für die Truhe erzählt Rita Ehrbar das Märchen vom goldenen Schlüssel der Gebrüder Grimm: Wir hören von einem Mädchen, das mit dem Schlüssel langsam ein geheimnisvolles eisernes Kästchen öffnet. Und wir müssen geduldig warten, bis wir sehen können, was alles dort drinnen liegt …
  • Zu einer Hirtenflöte erzählt sie das englische Märchen vom Lumpenkind: Wir hören von einem verstossenen Enkelkind, das trotz seiner Lumpenkleidung von einem Prinzen geliebt wurde …
  • Zu einem Fläschchen mit Wasser erzählt Wolfram Fischer den russischen Schwank vom besprochenen Wasser (nach Frau Wolle): Wir hören von einem Paar, das sich leider häufig heftig streitet. Die um Rat gefragte weise Kräuterfrau empfiehlt der Frau, beim nächsten Streit einen Schluck des besprochenen Wassers in den Mund zu nehmen und auf der Zunge zu lassen. Das wirkt …
  • Zu einer blauen Glasperlenkette, die in türkischen Küchen aufgehängt wird, erzählt er das türkische Märchen vom Vater und seinen sechs Töchern: Wir hören, wie es der mutigen und klugen jüngsten Tochter gelingt, die Männergesellschaft in Staunen zu versetzen und da bei auch noch ihren Traummann zu heiraten …

Literaturhinweise:

  • Frau Wolle: Das besprochene Wasser.  Katholischer Familienverband Tirol, o.J.
  • Märchen aus der Türkei: Von dem Vater und seinen sechs Töchern. In: Hannelore Marzi (Hrsg.): Orientalische Frauenmärchen, Krummwisch (Königsfurt-Urania), 2013: S. 51–61. Übersetzt und bearbeitet aus: Pertev Naili Boratav: Az Gittik Uz Gittik. Istanbul 1992.

Kurdischer Kindergeburtstag

Geschichten von Kleinen und Grossen

Januar 2015, St. Gallen

ST. GALLEN. Die Wohnung wird immer enger, die Stimmung immer lebhafter: Sechszehn Kinder sind eingeladen für das Geburtstagsfest der drei kurdischen Geschwister, die alle im Januar geboren sind.

Sie spielen, dann gibt es Kuchen mit Kerzen zum Ausblasen, und dann beginnen die Geschichten.

g01

Währenddem ich die erste Geschichte von der blöden Ziege und der dummen Gans (nach Isabel Abedi) erzähle, spielen die älteren beiden Mädchen mit: Sie streiten sich als Ziege und Gans. Sie laufen wütend weg und schwören sich, nie, aber auch gar nie mehr mit der nervigen Freundin zu spielen! Aber allein im Zimmer zu sein, wird doch sehr langweilig. Beide gehen wieder nach draussen und … versöhnen sich.

riesenfest-0390x0480

Nach einer kurzen Pause sind alle gespannt auf die zweite Geschichte, die Geschichte vom grossen und vom kleinen Riesen (nach Max Bolliger: Das Riesenfest). Der kleine Riese will unbedingt auch ans Riesenfest, aber auf dem Weg dorthin kann er mit dem grossen Riesen kaum mithalten. Am Riesenfest wagt sich der kleine Riese, auch am Wettbewerb  mitzumachen. Als grössten Bissen schluckt er einen Apfelkern. Und steckt einen zweiten Kern in die Erde.
Erst als die anderen sehen, dass daraus übers Jahr ein Bäumchen gewachsen ist, erkennen sie, dass der kleine Riese den Wettbewerb gewonnen hat und wählen ihn zum König, nicht nur für einen Tag, sondern für ein ganzes Jahr.

Das Geburtstagsfest klingt aus mit Kreisspielen, zu denen ich die aufgeweckten und spielfreudigen Kinder einlade.


Literaturhinweise, Bildquellen:

  • Isabel Abedi, Silvio Neuendorf (Ill.): Blöde Ziege — Dumme Gans. Alle Bilderbuchgeschichten. Ars Edition 2009, 115 S., ISBN 978-3-7607-2985-5.
  • Max Bolliger, Monika Laimgruber (Ill.): Das Riesenfest. Nord-Süd 1997.
  • Max Bolliger, Nele Palmtag (Ill.): Das Riesenfest. Atlantis 2015, 32 S., ISBN 978-3-7152-0691-2.

Weihnachtsspiel 2014 — ein Schattentheater

Weihnachtsspiel 2014 - b07_v2

24. Dezember 2014, Kirche Wolfertswil

Mit Sterndeutern und Räubern auf dem Weg zur Krippe

Schattentheater.
Skript: Wolfram Fischer, nach einer Idee von Lina Artz.

WOLFERTSWIL. Auch dieses Jahr kamen wieder viele Leute aus unserem kleinen Dorf und der Umgebung zur Familienweihnachtsfeier in unserer Kirche. Aber ganz gewöhnlich war es dieses Jahr nicht. Denn dieses Mal wurde die Feier nicht allein vom Chinderfiir-Team gestaltet. Auch grössere Schüler_innen war hinter und neben der Bühne anzutreffen. Denn wir brauchten für die Schattentheater-Aufführung sowohl zusätzliche Musikanten als auch Sprecher. Nicht unerwartet waren die beiden Räuberrollen sehr begehrt. Einzelne Sprecher_innen waren so engagiert, dass sie zusätzlich auch noch Instrumente übernahmen.

So verschwanden dann Leiter_innen, Sprecher_innen sowie Klarinette, Posaune, Panflöte und Flöten im Dunkel, und gespannt warteten alle, bis endlich das Licht die grosse Schattentheater-Bühne erhellte und dann die drei Sterndeuter kamen und über einen Stern diskutierten, der bald erscheinen soll. Kurz darauf schlichen sich auch zwei hungrige, arbeitslose Räuber ins Bild. Natürlich nahmen sie von ihrem Versteck aus sofort die vornehmen Leute ins Visier . . .

Infolgedessen wurde der Weg bis zur Krippe für beide Gruppen ordentlich abenteuerlich. Angesichts des weihnächtlichen Anlasses wurde er aber zugleich auch immer feierlicher, denn die Zuschauer schauten nicht nur zu, sondern trugen mit ihrem Gesang auch zu schöner Musik und besinnlicher Stimmung bei.

Den Räubern gelang es schliesslich – sehr zum Missfallen der Sprecher – nicht, die Sterndeuter auszurauben. Aber auch sie kamen zur Krippe. Und wurden von Maria mit viel Verständnis empfangen. Und dann von Josef tatkräftig unterstützt und ermutigt, sich doch eine Arbeit suchen zu gehen.

Um daran zu denken, dass Frieden nur möglich ist, wenn es Platz für alle gibt, wurde anschliessend das Friedenslicht an alle Besucher_innen ausgeteilt, damit sie es nach Hause nehmen konnten.


Einblick ins Drehbuch: Animierte Anfangsszenen.

Literaturhinweis:
Nach einer Idee von: Lina Artz: Krippenspiel 2011.

Musik-Theater-Tage 2014

1408.08_R094-alle_tiere--0960x0440-cv

6. bis 8. August 2014, Schulhaus Steinegg, Degersheim

Der wunderbare Baum

Nach einer Geschichte von John Kilaka

DEGERSHEIM. Dreizehn Kinder haben in der letzten Sommerferienwoche während drei Tagen geprobt, gebastelt und gestaltet, musiziert und gesungen. Die Leitung haben sich vier Erwachsene aufgeteilt. Unterstützt wurden sie von drei jugendlichen Helferinnen. Und eine Köchin sorgte mit feinen türkischen Mittagessen und erfrischenden Zwischenmahlzeiten dafür, dass die gute Laune nicht verloren ging.

Am Freitag-Abend dann war die Aufführung. Es kamen Eltern, Freunde und Interessierte aus dem Dorf, im Ganzen über fünfzig Leute.
Gespielt wurde die afrikanische Tierfabel vom wunderbaren Baum. Wolfram Fischer hat sie nach dem Bilderbuch von John Kilaka in ein Theaterstück übertragen und acht Lieder in «afrikanischem Stil» dazu komponiert, zwei davon mit einem Text in Kisuaheli.

1408.08_R121-floeten+klavier+djembegruppe--0960x0270-cv

Inhalt (Theaterfassung)
Die Tiere haben es gut miteinander, doch dann bleibt der Regen aus. Das Land vertrocknet, und die Tiere hungern. Die Häsin entdeckt einen Baum mit feinen Früchten. Doch sie hängen zu hoch oben. Auch der starke Elefant und die grosse Giraffe können sie nicht herunter holen.

Da hat die Häsin eine Idee: Die weise Medizinfrau könnte vielleicht helfen. Die Kleinen finden diese Idee super. Der Löwe aber traut das der Häsin nicht zu: Sie sei viel zu klein; die Grossen sollen das machen.

Er schickt zuerst den Elefanten mit dem Büffel, dann die Giraffe mit dem Zebra und dem Nashorn. Die weise Frau sagt ihnen, dass sie den Baum nur mit seinem Namen nennen müssten: Ntungulu mengenye, dann würde er seine Früchte hergeben. Doch der Elefant stolpert, die Giraffe findet etwas Essbares. Und dabei vergessen sie den Namen des Baumes! Schliesslich geht der Löwe selbst, zusammen mit dem Leopard. Doch auch er lässt sich ablenken, und auch sie kommen ohne Namen zurück.

Die kleinen Tiere verlangen, dass nun endlich die Häsin geschickt wird. Sie geht. Und sie kann den Namen des Baumes behalten. Wie sie ihn sagt, lässt der Baum seine Früchte fallen, und es gibt ein grosses Fest.


Literaturhinweis:
John Kilaka: Der wunderbare Baum. Ein Bilderbuch aus Tansania. Baobab 2009, 32 S., ISBN 978-3-905804-30-0.

Geschichten am Kaminfeuer

30. März 2014, 17:00h, Restaurant Fuchsacker, Degersheim

Wolfram Fischer erzählt witzige und hintersinnige Geschichten aus Afrika

DEGERSHEIM. Draussen schien noch die Abendsonne, drinnen aber knisterte bereits das Kaminfeuer, und rund drei Dutzend Gäste – Kinder, Eltern und Grosseltern – wurden still, um den afrikanischen Geschichten zu lauschen, die Wolfram Fischer am Sonntagabend im Saal des Bergrestaurants Fuchsacker erzählte.

Der Hase und der Löwe

Trommelwirbel auf einer winzig kleinen und einer grossen Djembe entführten die grossen und kleinen Zuhörerinnen und Zuhörer zuerst in die Welt einer traditionellen afrikanischen Tierfabel: Ein arroganter Löwe tritt auf und reisst die Macht an sich, aber niemand getraut sich etwas zu sagen. Einem mutigen Hasen gelingt es schliesslich, den Löwen in einer lebensgefährlichen Aktion mit seiner eigenen Wut zu überlisten.
Diese Geschichte machte nicht nur den Hasen stolz. Es freuten sich auch die Zuhörer darüber, dass hier ein Kleiner gegen einen Grossen siegte.

Das Geburtstagsfest von Banja

Die zweite Geschichte begleitete der begeisternde  Geschichtenerzähler mit Liedern und einem echten afrikanischen Daumenklavier, das aus einer Kalebasse hergestellt war. In der Geschichte mit dem Originaltitel: «Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm» nimmt Rafik Schami sowohl die Afrikaner als auch die Europäer hoch: Die Afrikaner, weil sie beim Geschichtenerzählen gerne etwas übertreiben, die Europäer, weil sie manchmal übertriebene Angst vor Fremden haben, weil sie sie nicht kennen.
Fasziniert, oft schmunzelnd und lachend verfolgten die Zuhörer die freie Nacherzählung dieser Geschichte. Als dann am Ende der Geschichte der Vater «leibhaftig» das Zauberkunststück am afrikanischen Geburtstagsfest vorführte – der Geschichtenerzähler verwandelte sich dazu vorübergehend in einen Zauberer – schaute das Publikum besonders gebannt zu.

«So etwas habe ich noch nie erlebt», sagte eine Grossmutter bei der Verabschiedung mit strahlenden Augen. Sie war nicht die einzige, die fasziniert war von der Lebendigkeit und Unmittelbarkeit der frei erzählten und mit eigener Musik untermalten Geschichten.

Wolfram Fischer


Literaturhinweise:

Musik-Theater-Tage 2013

1308.09_1028-spechte--0430x0640

7. bis 9. August 2013, Schulhaus Steinegg, Degersheim

Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt

Nach einer Geschichte von Jean-François Dumont.

DEGERSHEIM. Richtige Zäune, ja ein richtiger Baum steht auf der Bühne. Es duftet nach Grünzeug. Vor dieser Kulisse im Schulhaus Steinegg begeisterten am letzten Ferienfreitagabend 24 PrimarschülerInnen mit ihrem Theaterspiel ihre Verwandten und Freunde.

Wer schon während den drei Übungstagen dabei war, hat gesehen, wie die Kinder sägten, Hölzer spalteten und bohrten, um die Zäune zu machen. Oder wie sie einige vom Sturm abgebrochene grosse Aststücke vom Föhrenwäldli zum Schulhaus hinunter schleppten und in der Aula zu einem Baum zusammenbanden, der bis zu Decke reichte. Oder wie sie auf Leintüchern einen grossen Bauernhof malten, in dem dann die Esel, Kühe, Schafe und die vielen Gänse wohnten.

Ein Team von fünf Erwachsenen und drei Jugendlichen unter Leitung von Wolfram Fischer und Katrin Signer begleiteten die Kinder. Zusätzlich kochten drei Frauen jeden Tag einen feinen Zmittag.

Der Eifer der Kinder war so gross, dass die Kulissen schon am ersten Tag fast fertig wurden. Dadurch gab es mehr Zeit zum Üben und zum Anfertigen der Kostüme. Immer wieder waren die eingängigen Lieder zu hören, die Ruth Felix eigens für dieses Musiktheater geschrieben hatte. Die Kinder hatten den Plausch daran zu lernen, wie Gänse watscheln, wie Kühe breitbeinig daher trampeln, wie Pferde übermütig auf die Weide galoppieren, wie Spechte leise übers Feld fliegen und wie sie mit ihrem Schnabel trommeln.

Am Freitag-Abend war dann alles mehr oder weniger bereit, und es war Zeit für die Aufführung: Der Hahn weckt die Bauernhoftiere jeden Morgen vom Misthaufen aus mit einem anderen Güggel-Gedicht. Der stolze Gänserich führt die Gänse im Gleichschritt zum Gänseteich. So wie das schon immer war. Die kleine Gans, welche von einer Erstklässlerin gespielt wird, kommt richtig in Fahrt, als sie sich wütend entschliesst, allein zum Teich zu gehen. Denn der Gänserich hat sie ausgeschlossen, weil sie nicht im Schritt mit den Gänsen mithalten konnte. Fuchs und Hase kommentieren in witzigen Dialogen, wie zuerst die Gänse und mit der Zeit alle Tiere fröhlich, gemeinsam, aber jedes in seinem eigenen Schritt zum Weiher und und dann wieder zurück gehen. Dem Hahn gelingt es am Schluss sogar noch, den Gänserich davon zu überzeugen, dass sein Gleichschritt sehr gut zum lebhaften Rhythmus der anderen Tiere passe.


Zeitungsbericht:
Watscheln, tramplen, fliegen. 24 Primarschüler präsentierten das Musiktheater «Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt». (Tagblatt 13.8.2013)

Literaturhinweis:
Jean-François Dumont: Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt. Ars Edition 2011, 32 S., ISBN 978-3-7607-4974-7.
Jean-François Dumont: La petite oie qui ne voulait pas marcher au pas. Flammarion 2007, 32 p., ISBN 9782081203266.

Der unglaubliche Sansibar

09,begruessung_kamel--cut

30. Mai 2013, Dorf·Feier·Abend, Vereinslokal Wolfertswil

Eine witzige Geschichte über das Berühmtsein und die Freundschaft, nach Catharina Valckx, frei erzählt und musikalisch untermalt von Wolfram Fischer.

WOLFERTSWIL. Es ist der gleiche Geschichtenkoffer wie letztes Mal, den der Geschichtenerzähler Wolfram Fischer zu Beginn der Geschichtenstunde vorsichtig öffnet. Diesmal holt er daraus aber etwas anderes hervor: Es ist die Frucht eines Affenbrotbaumes. Darauf sind Metallzungen montiert: Ein echtes afrikanisches Daumenklavier. Es tönt seltsam, ungewohnt, afrikanisch eben. Erhalten hat er das Daumenklavier vom Raben Jakob, den er letzthin besucht hat. Und der hat es von Sansibar, der es ihm zum Aufbewahren gegeben hat. Weil er gerade wieder einmal auf eine Reise nach Afrika ging. Zu seinen Freunden.

«Wenn du das Daumenklavier ausleihen willst, dann musst du auch die Geschichte von meinem Freund Sansibar erzählen», sagte der Rabe Jakob. «Die Geschichte von seiner ersten Reise. Von der Reise, auf der er zum ersten Mal dieses Daumenklavier gehört hat.»

Deshalb erzählte Wolfram Fischer an diesem fünften Geschichtenabend im Rahmen der Dorf·Feier·Abende in Wolfertswil die Geschichte vom unglaublichen Sansibar, der auf eine Reise geht, um berühmt zu werden. Und am Schluss merkt, dass berühmt sein zwar schön ist, aber auch anstrengend. Und dass es noch schöner ist, gute Freunde zu haben.

Wolfram Fischer


Literaturhinweise, Bildquelle:
Catharina Valckx: Der unglaubliche Sansibar. Moritz 2010, 58 S., ISBN 978-3-89565-223-3.
Catharina Valckx: L’incroyable Zanzibar. Mouche de l’Ecole des Loisirs 2003.

Orientalische Geschichtenstunde

1203.14_681-ali_chodscha+zuhoerer--m50-sm

14. März 2012, Dorf·Feier·Abend, Vereinslokal Wolfertswil

Die Geschichte von Ali Chodscha,

dem Kaufmann aus Bagdad, der eine weite Reise unternimmt und den nach seiner Rückkehr eine sehr unangenehme Überraschung erwartet.

WOLFERTSWIL. Schon um zehn vor sieben klopfen die ersten Kinder leise an die Tür. Vorerst lasse ich sie nur einen Spaltbreit hineinschauen in den orientalischen Geschichtenraum. Myrta, Franziska und ihrer Kollegin haben ihn herrlich gestaltet mit gelb und orange schimmernden Vorhängen und vielen Kissen, welche einige Frauen vom Dorf uns extra für diesen Abend ausgeliehen hatten.

Es war ein Glück, dass ich vor nicht allzu langer Zeit in einem alten Haus im Estrich einen Koffer mit Tüchern und mit einer Geschichte aus Bagdad gefunden hatte. Vor den Augen des guten Dutzend Kinder und Erwachsener wickle ich mir den gefundenen Turban um den Kopf. So werde ich Ali Chodscha und berichte von meiner sieben-jährigen Reise nach Mekka, von den aus dem Olivenkrug gestohlenen Goldstücken und vom Knaben, der beim Kalifen Richter war. Fasziniert hören die Kinder den Trommelklängen zu, welche von der Kamel-Karawane erzählen, die durch die weite Wüste zogen, und immer leiser werden. Und als die spannende Geschichte nach dem letzten Flötenstück ausklingt, verteilt Myrta Schalen mit orientalischen Köstlichkeiten: Datteln, Pistazien, Lokum, . . .  Es ist fein und gemütlich.

Mit dem Trommelstück der Kamele, welches die Kinder nochmals hören wollen, schliessen wir diesen zweiten Dorf·Feier·Abend. Einige Kinder schlagen vor, gleich hier zu schlafen, aber schlussendlich können wir sie doch noch gut gelaunt verabschieden und wünschen ihnen, dass sie zuhause in ihren eigenen Bettern von Oliven, Goldstücken, Kalifen und Kamelen träumen.

Wolfram Fischer


Literaturhinweise: