Hörbeispiele

Aus dem Erzählprojekt
der PHSG

Vier Geschichten erzählt von Wolfram Fischer:

  25. Die Bremer Stadtmusikanten

  46. Welcher Ring ist der richtige?
  (Die drei Ringe)

  51. Kieselgeschichte
  (Zwei Kieselsteine)

  81. Der weise Dieb
  (Der arme jüdische Wasserträger aus Cordoba)

 
Link zum Erzählprojekt der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) mit 111 Geschichten: ↗ erzaehlnochmal.ch

 


25. Die Bremer Stadtmusikanten

Vier alt gewordene Tiere wehren sich gegen ihr Schicksal, getötet zu werden. Sie laufen weg und wollen in Bremen Stadtmusikanten werden. Unterwegs überfallen sie als Team eine Räuberbande und verjagen sie aus ihrem Haus. Weil es ihnen dort so gut gefällt, bleiben sie dort.

[ Die Bremer Stadtmusikanten ]

Mundart
Schriftsprache

Zusammenfassung
Ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn sind alt geworden. Weil sie nicht mehr so fit sind, wollen ihre Besitzer sie töten. Aber sie laufen weg. Unterwegs treffen sich die vier Tiere zufällig, und sie gehen miteinander weiter Richtung Bremen. In Bremen wollen sie Stadtmusikanten werden.

Unterwegs kommen sie an einem Haus vorbei, in dem Räuber leben. Sie vertreiben die Räuber mit ihren Lärm und nehmen das Haus in Besitz. Sie bleiben dort und leben glücklich und zufrieden zusammen.

Quelle
Nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm (KMH 27).

Materialien für den Unterricht
erzaehlnochmal.ch / 25_die_bremer_stadtmusikanten


46. Welcher Ring ist der richtige?

Keine der drei monotheistischen Religionen – Christentum, Judentum, Islam – kann von sich behaupten, dass sie besser sei als eine der anderen. Lessing hat dazu die alte «Ringparabel» überzeugend nacherzählt.

[ Die drei Ringe ]

Mundart
Schriftsprache

Zusammenfassung
Der muslimische Sultan Saladin fragt den jüdischen Weisen Nathan: «Welches ist die richtige Religion? Welches ist der wahre Glaube?» Nathan antwortet ihm mit der Geschichte von den drei Ringen: Ein Vater hatte einen unschätzbar wertvollen Ring geerbt. Dieser Ring besass eine geheime Kraft: Der, der diesen Ring trug, der wurde von Gott und den Menschen besonders geliebt. Weil der Vater alle seine drei Söhne gleichermassen lieb hatte und keinen enttäuschen wollte, liess er von einem Künstler zwei Kopien machen, die man vom Original nicht mehr unterscheiden konnte. So konnte der Vater jedem der drei Söhne einen Ring geben. Dann starb er.

Nun gab es einen grossen Streit: Jeder behauptete, er habe den echten Ring. Sie gingen zum Richter. Er fragte: «Welchen von euch dreien finden die andern beiden am liebenswertesten? Das muss der sein mit dem echten Ring.» Weil alle drei schwiegen, konnte er kein Urteil fällen. Darauf gab er ihnen einen Rat: Jeder soll glauben, er sei der Besitzer des echten Rings. Denn der Vater hat sie alle geliebt. Jeder soll sich bemühen, zu beweisen, dass sein Ring der echte ist: «Wetteifert darum: Seid sanftmütig und vertragt einander; tut Gutes und vertraut ganz auf Gott.» –

Auf die Frage nach der richtigen Religion hatte Nathan dem Sultan mit der Geschichte eine indirekte Antwort gegeben. Dieser war von Nathans Weisheit so beeindruckt, dass er ihn bat, sein Freund zu sein.

Quelle
Nach: G.E. Lessing: Nathan der Weise (1779), 3. Aufzug, 5.–7. Auftritt, (mit der Ringparabel).

Materialien für den Unterricht
erzaehlnochmal.ch / 46_welches_ist_der_echte_ring


51. Kieselgeschichte

«Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.»

[ Zwei Kieselsteine ]

Mundart
Schriftsprache

Zusammenfassung
Ein Armer hat eine grosse Schuld, die er einfach nicht zurückzahlen kann.

Nun galt in jenem Land ein Gesetz, nach dem ein Reicher seinen Schuldner zum Sklaven machen konnte, wenn dieser ihm das Geld nicht zurückzahlte.

Der Reiche mit seiner Frau geht zum Schuldner. Da erlaubt er sich einen bösen Spass: Er sagt: «Ich fülle dieses Säcklein mit zwei Kieselsteinen, mit einem weissen und einem schwarzen. Dann schüttle ich es. Und dann ziehst du einen Stein. Wenn du den weissen Stein ziehst, bist du deine Schuld los. Wenn du den schwarzen Stein ziehst, musst du mein Sklave werden.»

Der Arme erschrickt und bittet die Frau des Reichen, gut zuzuschauen. Dann sieht er, dass der Reiche zwei schwarze Steine ins Säcklein legt. Beim Ziehen zittert er so fest, dass der Stein auf den Boden fällt.

Der Arme bittet die Frau, den zweiten Stein aus dem Säcklein zu nehmen: «Dann wird man auch die Farbe des ersten Steines kennen.»

Quelle
Nach einer Legende, die Gregor Szyndler neu erzählt hat.

Materialien für den Unterricht
erzaehlnochmal.ch / 51_die_kieselgeschichte/


81. Der weise Dieb

Ein zum Tod verurteilter Dieb rettet sich mit einer List.

[ Der arme jüdische Wasserträger aus Cordoba ]

Mundart
Schriftsprache

Zusammenfassung
Ein armer jüdischer Wasserträger mit einer grossen Familie stiehlt aus Verzweiflung ein Brot. Aber man sieht das. Er kommt ins Gefängnis und wird zum Tod verurteilt. Bevor er gehängt wird, sagt der zu den Soldaten, dass er ein Geheimis habe, das der Kalif bestimmt gerne hören würde. Da bringen sie ihn zum Kalifen. Diesem sagt er, dass er weiss, wie man den Samen des Granatapfelbaums pflanzt, dass er über Nacht gross und voller Früchte wird. Da versammelt der Kalif den ganzen Hofstaat. Der Dieb verlangt, dass jemand, der noch nie gestohlen hat, den Samen pflanzt. Der Kalif bestimmt, dass der Oberhofmeister den Samen pflanzen muss. Als der Samen am nächsten Morgen nicht gewachsen ist, gibt der Oberhofmeister zu, dass er gestohlen hat. Der Schatzmeister anschliessend auch. Und schliesslich auch der Kalif. Da verzeiht er dem Wasserträger und schenkt ihm die glänzende Nadel, die er als Kind seiner nun verstorbenen Mutter gestohlen hatte. Davon kann der Wasserträger seine Familie ernähren.

Quelle
Nach der orientalisch-jüdischen Geschichte vom Wunder des Granatapfelkerns, nacherzählt von Moira Thiele.

Materialien für den Unterricht
erzaehlnochmal.ch / 81_der_weise_dieb/


März 2025 | Letzte Änderung: 19.7.2025/wf